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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 20 (1894)
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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 10

den Vorplatz und von da in die Hütte oder in den
Dachraum gelangen kann.

Sollte die Hütte Einbruchsversuchen zu widerstehen
haben, so müsste man die TJmfassungswände des Aborts
ebenfalls aus Mauerwerk herstellen. Um eine Verun¬
reinigung des Sitzbrettes leichter hintanzuhalten, Im-
pfiehlt es sich, wie im Plane vorgesehen, eine beson¬
dere fiinne anzubringen. \ Die Abtrittbrille hat die
Maasse 25 auf 30 cm.

Damit wäre im grossen Ganzen die als Grundlage
der Beschreibung dienende Hütte durchgesprochen.

Eine Verkleinerung der Hütte für eine geringere
Personenzahl wird keine wesentliche Aenderung der
Eintheilung (Weglassung eines benutzten Dachraumes etc.)
ergeben, andererseits ist der Grundriss leicht einer Ver-
grösserung fähig. Will man die Kosten für die grössere
Boden- und Dachfläche aufwenden, so könnte man ohne
Vermehrung der Umfassungsmauern den Winkel in den
Grundriss mit hineinbeziehen, welcher in dem Beispiel
zu einem Sitzplatz im Freien verwendet erscheint.
Passend wird man dann den grosser gewordenen Platz
.zum Sitzplatz nehmen und den Herd an die andere
Seite des Einganges verlegen. Weitere. Bequemlichkeit
schafft man, wenn man die beiden Theile des Grund¬
risses: Schlafraum und Wohnraum, durch einsn freien
Gang trennt u. s. w. >

Wenn im Vorgehenden auch wenig auf bautech¬
nisches Detail eingegangen werden konnte, um nicht
zu weitläufig zu werden, so dürften doch noch ein paar
Worte über die Holzkonstruktion am Platze sein, weil
man bei hochgelegenen Hütten des Transportes wegen
auf kurze Baulängen bedacht sein muss. Auch wird in
den Dimensionen manchmal des Guten zu viel getban
und besonders wird hier und da die Benutzung des
Dachraumes durch zu vermeidende Konstruktionstheile
beengt. Immer empfiehlt , es sich, das Holzwerk
wenigstens an den AuflagesteUe'nundyer^apfungen mit
Carbolineum zu streichen. '"'/'■ : '"' .' l>! *' / \

Man wird die Balken für den Fussboden und die
Decke parallel mit den Längsseiten in halber Länge
legen und demzufolge in der Mitte einen Durchzug an¬
bringen. Zur Unterstützug der Deckenbalken nehmen
wir besser zwei Balken, die zwischen sich die Treppe
fassen. Um auch diese Balken nicht von der Tiefe
der Hütte zu erhalten, theilèn wir dieselben und legen
die Mittelonden auf ein kurzes Querstück, das auf einem
senkrechten Ständer aufgelegt wird. Dieser Ständer
kommt direkt vor die Pritschenbank zu stehen, ist

also nicht hinderlich. Für ^ das Dach, für dessen
Zugänglichkeit von aussen eine' Leiter in der Hütte
Vorhanden sein soll, wird man in der Höhe von 2 m
über dem Boden einen Binder in die Trennungswand
und einen in die Mitte des Führerraums, legen, auf
welche man ohne Weiteres die.. Firstpfette abstützen
und zwei Mittelpfetten legen kann. Anstatt der auf die
Mauer aufliegenden Pfetten, kann man auch solche in die
Jalousiewände legen und erhält als grösste freitragende
Weite für die Sparren 1,7 m. Die Sparren werden 0,80 aus¬
einandergelegt und mit der Mauer durch Schlauderu
verbunden. Dieselben können über den Mittelpfetten
zusammengeschraubt sein, also etwa 2,0 m als Bau-
lähge, haben. Der Dachraum ist dadurch bis zur Höhe
von 2 m vollständig frei. Weil die Pfetten nicht in
ganzer Länge durchgehen, wird man gut thun, dieselben
unter Einbezug der Binder durch Kreuze im horizontalen
Sinne zu versteifen. Die Versteifung im senkrechten
Sinne ist durch die Giebel wände und die erwähnten
Kreuze erzielt. f , " .

Damit wäre die gestellte Aufgabe erledigt, da es
zu weit führen würde, in dem ohnehin schon zu lang
gewordenen Artikel z. B. auch die bewirthschaf teten
Hütten mit ihren verschiedenen Grossen und Ausbil¬
dungen zu besprechen. Einen Entwurf zu : einer be-
wirthschafteten Hütte gestatte ich mir demnächst den
Lesern vorzulegen und bemerke zu der Bezeichnung
„bewirtschaftete Hütte", dass darunter Hütten ver¬
standen sein sollen, bei denen der gesteigerte Besuch
eine Bewirtschaftung hervorgerufen hat, oder von An¬
fang an vorgesehen war, ohne dass der Bau' den Cha¬
rakter einer Hütte verliert. Im Gegensatze hiezu stehen
die Bergwirthschaften, deren Einrichtung principiell
von den gewöhnlichen Wirthschaften wenig; verschie¬
den ist. • • ■ ■ •■" : " ■'■' -" ' : : - '■ - : . : - ;"•,' ■■'■• '

Weiter bleibt übrig, Erfahrungen zu sammeln über
Baumaterial und dessen Bewährung 1 , über -Transport- und
BaftiKosien^ r - über den ' späteren Zustand der' Hütten ; ete>
Es soll mir heute genügen, wenn mit den obigen Zeilen
ein Anstoss zu einer öfteren Würdigung der 1 alpin¬
technischen Fragen gegeben sein sollte, wie einen
solchen Herr Prof. Dr. Pott mit seiner ersten Hin¬
weisung gegeben hat.

*) In dankenswerter Weise macht Herr Dr. Schmied t-Metz uns
darauf aufmerksam, dass die Pritschen in den Hütten vielfach geneigt an¬
gelegt sind, während man in wagrechter Lage in jedem Bette schläft. Sind
die Pritschen sehr geneigt, so ratscht man im Schlafe immer abwärts, stösst
mit den Füsseh an ned wacht auf. . ' • :

Die Herstellung einer Eisenbahn durcK die flohen Tauern.

Von W. Kellner in Gera (Heuss j. L.)

Unter dem bedeutungsvollen Drange nach Erbauung
einer Tauernbahn haben sich neun verschiedene Pro-
jeete entwickelt, durch. welche die nachbezeichneten
Baustrecken in Vorschlag gebracht worden sind:

1. SachsenburgMallnitzGastein
Schwarzach .........

2. Sachsenburg—Fragant—Mallnitz
Schwarzach . . . . . , • . . .

3. Nicolsdorf—HeiligenblutBruck-
Fusch ...........

4. SachsenburgFragantSchwarzach

km.

77
89

73

82

Baukosten.

Gulden
Oe. W.

27,740,000
31,430,000

34,200,000
34,250,000

Mo¬
nate

48

48

50

48

5. Spital — Liserthal — Zederhaus
Eben ...........

6. Spital—Liserthal— Tweng — Bad¬
stadt . . . .."■. . . . . . .

7. Sachsenbürg — Fragant —Kauris—
Taxenbach

8. Spital—MalteinthalSt. Johann im
Pongau

9. Lienz -Kitzbichl bzw. Bruck-Fusch


3
km.

81
89
79

80
103

Baukosten.

Gulden
Oe. W..

35,500,000
36,500,000
40,150,000

40,350,000
53,320,000

Mo¬
nate

50
54
79

77
93

Die Entfernungen zwischen Tr i e st und Salzburg
betragen jetzt : __ • • ,.