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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 21 (1895)
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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 14.

Salzkammergut-Localbahn. Wir machen aufmerksam, dass
auf dieser Bahn nicht für alle Mitglieder, sondern nur für jene
der S. Salzburg und S. Mondsee des D. u. Oe. Alpenvereins Fahr-
preisermässigungen gewährt werden.

Neuer Personentarif der k. k. Oesterreichischen Staats¬
bahnen. Mit 1. September 1895 gelangt auf den Linien der
k. k. Oesterreichischen Staatsbahnen und der im Betriebe der¬
selben stehenden Privatbahnen mit Ausnahme der Linien
Arnoldstein-Hermagor, Asch-Eossbach, Eisenerz-Vordernberg,
Gleisdorf-Weiz, Mährische Westbahn, Monfalcone-Cervignano,
Plan-Tachau, Schwarzenau-Waidhofen a. d. Thaya, Strakonitz-
Winterberg, der Unterkrainer Bahnen, Vöcklabruck-Kammer,
Wels-Aschach a. d. Donau, Wels-Unterrohr, Wodnian-Prachatitz,
Wotic-Selcan, Lemberg-Belzec-(Tomaszow), der Kolomeaef Local-
bahnen, sowie der Strecken HlibokaBerhometh a. S., Karap-
zinCzudin, HatnaKimpolüng und HadikfalvaRadautz
der Bukowinaer Localbahnen, ein neuer Tarif für den Trans¬
port vonPersonen,Reisegepäck, Expressgut und Hunden
zur Einführung. Der neue Tarif hat folgende Grundzahlen:

Kilometer

III. Wagenclasse

II. Wagenclasse I.

Wagenc



Kreuzer


1—150

1-25

225

375

151—300

115

215

3-65

301—600

10

20

3-50

von 601 ab

0-8

1-8

3-30

Die Stempelgebühr wird mit 1 kr. per 50 kr. des Fahr¬
preises bis zum Höchstbetrage von 25 kr. pro Fahrkarte einge¬
hoben. Die Zonenlänge wird zu je 10 km. berechnet. Der
Schnellzugszuschlag beträgt für die IH., IL und I. Classe
05 kr., 1*0 kr. und 1*5 kr. pro km., wobei ab öl km. entspre¬
chende Restrictionen eintreten, um die geringfügigen Abwei¬
chungen, die sich vom Maximaltarifgesetze sonst ergeben würden,
auszugleichen. Ausserdem werden künftig von Wien und Sal z-
burgnach einzelnen Relationen Schnellzugs-Tour- und Retour¬
karten I. und II. Classe mit Freigepäcksanspruch ausgegeben.

Mit 1. September wird auch der Kilometerzeiger vom 1. Jänner
1892 zur Berechnung der Personen- und 'Reisegepäcksgebühren
ausser Kraft gesetzt und von diesem Tage an die Berechnung
auf Grund des In dora Gütertarife enthaltenen Kilometerzeigers
vorgenommen.

Personenfahrt Klausen—Vlllnöss. Der Kabes-Wh-th in St.
Peter im Villnösserthale lässt seit 25. Juli täglich einen Ein¬
spänner zwischen Klausen und St. Peter verkehren. Abfahrt
von St. Peter um 9 U. vormittags, Ankunft in der Haltestelle
Villnöss 10 U. 30, bei dem Lammwirthe in Klausen um 1*2 U.
mittags. Rückfahrt ab Klausen 4 U. nachmittags, Haltestelle
Villnöss 5 U. nachmittags, Ankunft in St. Peter 7 U. 30 abends.

Eine neue Gebirgsbahn. Am l. Juni fand in Waidhofeu
a. d. Ybbs die Feier des ersten Spatenstiches an der 25 km.
langen Theilstrecke Waidhofen Hollenstein der Ybbsthalbahn
statt. Die Bauarbeiten nehmen einen so befriedigenden Fortgang,
dass der ftir die Vollendung dieser Theilstrecke festgesetzte
Termin mit 1. Juni 1896 auch wird eingehalten werden können.

Die Ybbsthalbahn wird als schmalspurige Localbahn gebaut;
die Züge werden mit einer Geschwindigkeit von 25 km. in der
Stunde verkehren. — Die Bahnlinie läuft von Waidhofen aus
an der Ybbs aufwärts durch eine prächtige Schlucht, „Ofenloch"
genannt, an dem Orte Opponits vorüber, dem Gebirgsstocke des
Bauernbodens und Oisberges entlang und erreicht zunächst das
lieblich gelegene Hollenstein mit dem Gamsstein und der Vor¬
alpe im Hintergrunde. Im -weiteren Verlaufe wird die Bahn die
Orte St. Georgen am Reith, Göstling und Lunz berühren, bei
Pfaffenschlag die Wasserscheide überschreiten und sich bei Kien¬
berg an die schon bestehende Linie Kienberg-Gaming—Pöch-
larn anschliessen. — Für spätere Zeit ist von Lunz aus ein
Anschluss an die steiermärkischen Schmalspurbahnen in Maria-
zell geplant. Durch diese Bahn werden den Alpenfreunden
neue bequeme Zugänge zur Voralpe, dem Hochkar, dem Dürren¬
stein, an die Lunzer Seen und in das Oetschergebiet eröffnet
und so ein bis heute viel zu wenig bekannter, an Naturschön¬
heiten reicher Theil der niederösterreichisch-steirischen Alpen¬
kette erschlossen.

Gasthaus auf dem Fedajapasse. Am l. Juli wurde das
Gasthaus des Feiice Valentini auf dem Fedajapasse wieder-
eröfl'net. Dasselbe wurde mit 3 neuen Betten versehen, so dass
es nun IG vollständige Betten und Raum für 8 Führer besitzt.

Sowohl der Speisesaal, wie auch das Führerzimmer sind mit
Oefen zum Wärmen und zum Trocknen der durchnässten
Kleidungsstücke ausgestattet. Den Weg zum Marmolatagletscher
(der Marmolatagipfel wurde am 2. Juli zum ersten Male in
diesem Jahre ohne grosse Schwierigkeiten bestiegen) Hess Va¬
lentini auf seine Kosten säubern.

Pension Schloss Schrattenberg. In dem fürstl. Schwarzen-
berg'schen Schlosse Schrattenberg, */ 2 St. von der Station Scheifling
im Murthale ist eine vorzügliche Pension eingerichtet (3 fl. pro
Tag). Das Schloss, selbst eine Sehenswürdigkeit, ist herrlich ge¬
legen und bietet die Umgebung eine Fülle des Anziehenden.
(Auskünfte ertheilt die Pächterin Frau Anna Lanzer.)

Verproviantierung.

Proviantdepot in der Oberaarjochhütte. Eine freundliche
Mittheilung des Herrn Präsidenten der S. Biel des Schweizer
Alpen-Club besagt, dass die Oberaarjochhütte (3233 m.) im
Finsteraarhorngebiete von der S. Biel des S. A.-C. versuchsweise
diesen Sommer nach Pott'schem System verproviantiert worden
ist, was die Mitglieder des D. u. Oe. A.-V., die alljährlich jenes
Gebiet bereisen, interessieren dürfte. Der Proviantkorb ist von
der Firma Bader in München geliefert worden.

Unglücksfälle.

Zur Beurtheiiung alpiner Unglücksfälle. Herr Dr. Scheicher
sendet uns in dieser Frage das folgende „Schlusswort":* Bei
Veröffentlichung meines Aufsatzes Zur Beurtheiiung alpiner
Unglücksfälle" lag es nicht in meiner Absicht, mit Herrn
Norman-Neruda in eine voraussichtlich fruchtlose Polemik
über dessen Auffassung betreffs des Unfalls an der Marmolata
am 8. September 1894 und die Ursachen alpiner Unglücksfälle
im Allgemeinen einzutreten, sondern es handelte sich für mich
zunächst darum, durch die nähere Beleuchtung jenes Unfalles
die dabei Betheiligten vor den Lesern dieser Blätter, welchen
Herr Norman-Neruda seine Anschauungen dargeboten hatte,
zu rechtfertigen, sodann aber durch die hieran geknüpften ali¬
gemeinen Erörterungen auch meinerseits einen Beitrag zu der
wichtigen und so viele Gemüther bewegenden Frage nach den
Ursachen alpiner Unglücksfälle zu liefern und hierdurch der
alpinen ßacho selbst zu dienen. Ob und inwieweit mir das
Eine und das Andere gelungen ist, habe ich nicht mit Herrn
Norman-Neruda auszumachen, sondern dem Urtheile billig¬
denkender Freunde und Kenner der Alpen zu überlassen, welche
von jenen Darlegungen Kenntniss genommen haben. An diesem
Urtheile wird auch die letzte Entgegnung des Herrn Norman-
Neruda in Nr. 13 dieser Blätter kaum etwas ändern. Ich würde
daher gern auf jede Replik verzichten, wenn nicht jene Ent¬
gegnung gewisse Deutungen meiner Ausführungen erhielte,
gegen welche ich mich entschieden verwahren muss. Kein
aufmerksamer und unbefangener Leser meines Artikels wird
daraus entnehmen können, dass ich oder die anderen Theil-
nehmer an der Unglückstour Alles das bereits vor dem Unfälle
gewusst haben, was nachher hinsichtlich der Ursachen des
Unfalles durch sorgfältige Erwägung aller mitwirkenden Um¬
stände ergründet worden ist. Die Frage, ob wir es hätten
wissen sollen, beantwortet sich aus meiner früheren Dar¬
legung und ist jetzt nicht weiter zu erörtern. Ebensowenig kann
aus der durchaus objeetiv gehaltenen allgemeinen Erörterung
über die Gefahren der Alpen und ihre Anziehungskraft ge¬
schlossen werden, dass gerade ich zu denjenigen gehöre, welchen
diese Gefahren einen besonderen Reiz bieten, und dass ich
solche um ilir er selbst willen aufsuche. Im Gegentheil, ich
verwerfe gerade letzteres als eine verderbliche Ausschreitung
des Alpinismus ausdrücklich. Nichtsdestoweniger bleibt die
Thatsache bestehen, dass nicht blos die Schwierigkeiten des
Bergsteigens, sondern auch die dabei zu überwindenden Gefahren
einen wesentlichen Factor in der Entwicklung der Hochtouristik
bilden, und dass, wenn wir diese Gefahren auch nicht um ihrer
selbst willen aufsuchen, wir uns ihnen doch bewusst aus¬
setzen. Dies mag sich der Hochtourist nur offen und ehrlich

* Da Herrn L. Norman-Neruda das Wort in dieser An¬
gelegenheit zweimal gelassen wurde, müssen wir es billiger
Weise auch Herrn Dr. Scheicher ein zweites Mal gewähren.
Wir ei'achten aber nunmehr die Angelegenheit für genügend
durchgesprochen und erklären die Auseinandersetzung als ge¬
schlossen. Die Schriftleitung.