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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1920 (1920)
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Nr. 17-20

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvcreins.

kamen infolge des etwas unsicheren Wetters nur die auf den
Watzmann und den hohen Göll zustande, aber auch diese
hatten unter dem plötzlichen Witterungswechsel in der Nacht vom
11. auf den 12. zu leiden. Die 7 Personen, die den Watzmann»
grat überschreiten wollten, sahen sich wegen Nebel und Neuschnee
gezwungen, schon am hocheck umzukehren, doch entschädigte sie
der wunderschöne Abstieg über die Kührointalm nach St. Bar»
tholomä am Königssee. Ähnlich suchten sich die 9 Personen, die
im Purtscheller.häus übernachtet hatten, um die Gratwandcrung
.Göll—Brett zu machen, für deren Cntgang dadurch schadlos zu
halten, daß sie den reizenden Kamm vom Cckersattel bis zum
Roßfeld begingen und in Verchtesgaden das Salzbergwerk d
suchten. Die S. Reichenhall hatte sich erboten, auf fünf ver»
schiedenen Wegen, die zugleich verschiedenen Schwierigkeitsgraden
entsprechen, auf den h och st au ffen zu führen; sonderbarer»
weise vermochte, aber dieser schöne, dankbare Vera, niemanden an»
zulocken. Auch die Einladung der S. Ibbstaler zu einem Besuch
des hoch grin decks fand unverdicntermaßen nur schwachen
Anklang. Weitaus das größte Interesse zeigte sich für die Eis»
riesenwelt im Tennengebirge, zu deren Besuch die
S. Salzburg des Vereins für Höhlenkunde aufgefordert hatte.
Geführt von deren Mitgliedern, wanderten am 11./12. Septem¬
ber an jedem Tage etwa 30 Herren und Damen von Werfen
auf dem reizvollen, erst vor wenigen Tagen fertiggestellten Steig
über Beißzange und Achselkops zur höhle empor, wo man sich der
leichteren Führung wegen in kleineren Gruppen ins Innere be»
gab. Die Pracht der eisersüllten hallen und die Größe der ein¬
samen Dome erweckte bei allen Besuchern uneingeschränkte Ve.
aeisterung und die Entdecker und Erschließe? dieses für unfer
Land hochbedeutsamen Naturwunders ernteten von allen Seiten
Lob und Dank. Am Samstag abends fanden sich die Teilnehmer
der Tur, welche ohne Zwischenfall verlief, zu einem gemütlichen
Abend im altbewährten Gasthof „Post" (Werfen) ein, bei wel-
cher Gelegenheit die reichsdeutschen Herren versprachen, in ihren
Sektionen eifrigst für den Besuch dieser größten und schönsten
Eishöhle der Welt zu werben.

Rosengartenklagen. Nach Berichten soll in der Vajolet-Hütte
der S. Leipzig der berüchtigte Bergführer Giovanni Vattisia
Piaz ein deutschfeindliches Wirken entfalten, nicht nur im ab»
stoßenden Verhalten deutschen Hüttenbesuchern gegenüber, sondern
auch im Ausmerzen der deutschen Hüttennamen.

Heldengedenkstein bei der Lamsenjochhütte. Zur Erinnerung
an ihre 62 Kriegsgefallenen hat die S. Oberland in unmittelbarer
'Nähe ihrer Hütte am Lamfenjoch eine Gedenktafel an einem
Felsblock enthüllt.

Ein Heldenkreuz auf dem Hochvogel. Von dem Kommandanten
der 10. Kompagnie des 42. Gebirgsjägerbataillons in Kempten,
Hauptmann Kübler, angeregt, wurde von den Angehörigen diefer
Truppe auf dem hoch Vogel (2594 Meter),' dem'schönsten
Allgäuer Kalkgipfel, ein 10 Meter hohes holzkreuz zum ehrenden
Gedächtnis der im Weltkrieg gefallenen deutschen Krieger aus«
gestellt. Das hinaufschaffen und die Aufstellung des zerlegten
Denkzeichens erfolgte unter den größten Schwierigkeiten, die
schlechtes Wetter noch vermehrten, und dauerte vom 25. August
bis zum 9. September. Am 19. September fand das würdige
"Werk mit einer ergreifenden Feier auf dem Gipfel seinen Ab»
Muß.

Funde. W. Maisel, Augsburg, Gesundbrunnenstr. 15/3, hat
auf dem Wege Kaindl»(Steinberg») Hütte—Hinterbärenbad einen
«Gummimantel gefunden. C. Müller. München, Tierschstr. 25/4,
chat am Geiereck (Untcrsberq bei Salzburg) am 11. September
.einen Hut gefunden. Im Kreschenhaus (Vorarlberg) wurde im
Juli ein Schlüsselring mit 5 Schlüsseln gefunden. Selbe sind bei
<C. Schneider, Feldkirch, Schloßgraben '1, zu beheben. Ein
silbernes Ehrenzeichen unseres Vereins, in der Verchtesgadner
"Gegend gefunden, ist gegen nähere Angaben bei Cd. Schöpflich,
Goldschmied, München, Perusastr. 2, abzuholen. Jos. Lang.
Heinrich jun., München Tattenbachstr. 3/4, hat auf der alten
Hannover«Hütte ein braunes Ledergeldtäschchen mit Inhalt und
kleinem Schlüssel gefunden. Reichsbankvorstand Kühnast, Of.

fenburg (Baden), hat auf dem Wege Partennen^-Ieinisjoch eine
Feldflasche gefunden.

Verluste. N. Magenau, Stuttgart, Reinsburgstr. 5, hat auf
dem Wege von Bach zur Memminger Hütte am 23. August seinen
Lodenhut verloren. I. hipper, Landsberg (Lech), hat auf der
Straße Lech—Langen feinen Zwicker samt Klappfutteral ver»
loren. Alb. hildmann, Schramberg (Württemberg), hat am
18. August auf dem Wege durch den Scherrbachtobelzur Kcmpt-
ner Hütte eine Iigarettendose verloren. Dir. O. Nase, Wien,
13. Bez., Leopold-Müller-Gasse 1, hat Ende Juni in Reichenau
sein silbernes Ehrenzeichen verloren. Rudolf höttl. Buch»
druckereibefitzer, Baden bei Wien, Wassergasse 1, hat beim Ab»
stieg vom Großglockner von der Adlersruhe bis zur Etüdl-Hütte
um den 12. August eine Armbanduhr aus Nickel verloren. Sie
war in schwarzer Lederfassung und trägt auf der Rückfeite den
Namen „Clara" eingegraben. Der redliche Finder wird gegen
Finderlohn um Rückstellung gebeten. Nechtsrat D:. Erhard,
Rosenheim, Max-Iosefs-Platz 32/3, hat zu Pfingsten auf dem
Wege hocheck—Oberaudorf feinen grauen Vergsteigerhut samt
silbernem Abzeichen der S. Ansbach verloren. Der redliche
Finder wird an obige Anschrift verwiesen. Prof. Ferd. Mühl»
bacher hat seinen Koffer, enthaltend eine Originalfederzeichnung
auf Pausleinwand, 3'15 Meter lang, darstellend die Rundschau
vom Großglockner, samt 20 Aquarellskizzen (Salzburger Motive)
in St. Valentin, Oberösterreich, im September 1919 verloren.
Etwaige Angaben der Zufall ist oft wunderbar! mögen an
Ioh. Stüdl, Salzburg, Goldene Birne, gerichtet werden.

Zeitschrift" des D. u. Q. Alpenvereins 1869—1914 (Bd. 1—
45, 1869—1889 ungebunden) zu verkaufen. Angebote sind zu
richten an llniversit'ätsbibliothekar Dr. Fischer, München, Ger»
maniastr. 9/III 1.

Atlas der Alpenflora. Die Wiener Lehrersektion, Wien, 8. Bz.,
Iosefsgasse 12, wünscht ein Stück dieses vergriffenen Werkes
anzukaufen und bittet um Anbot.

Bergsturz im Toten Gebirge. Der Sandlingturm (etwa 1700
. Meter), eine kühn emporragende Felsgestalt am Westfuß des
Sandlingmassivs (Ausseer Salzberg), dessen 1. Ersteigung im
Frühjahr 1907 durch die Bergführer M. Ruchenbauer und Alois
Watzinger erfolgte, denen bald darauf, am 20. Juni 1907. die
2. Crsteiger, Ing. h. Reinl, R. Lettner, A. und A. Steinmaier,
auf neuer Route folgten, ist in der Nacht vom 12. auf den
13. September 1920 einem Bergsturz zum Opfer gefallen, dessen
Massen sich in die Böden der Vorder« Sandlingalm ergossen.
Die Almhütten sind teils verschoben, teils zerstört worden.
Menschenleben sind zum Glück nicht zum Opfer gefallen. Mit
dem Sandlingturm hat das Tote Gebirge eine feiner kühnsten
Felszinnen eingebüßt. , A.St.

Schändung des Christomannos-Denkmals. Zu dieser in
Nr. 13—16 gebrachten Nachricht erhielten wir folgende Zuschrift:
Das Denkmal ist bis heute glücklicherweise noch nicht zerstört,
doch arg beschädigt worden. Dem bronzenen Adler wurden zwei
Krallen' abgesägt. Dies dürfte jedoch wohl nur als Metalldieb,
stahl aufzufassen fein. Ebenso ist die Vronzerelieftafel, Dr. Theo»
dor Chriftomannos darstellend, gestohlen worden. Die Orna»
mentalbank wurde nicht zertrümmert, sondern ein Teil der Rück»
lehne der Bank von einer Lawine heruntergestoßen. Herr Dr.
Georg hirzel, der Förderer des Denkmals, hat verfügt, daß die
fehlenden Metallteile des Denkmals nachgegossen werden. Aber
eine andere „Großtat" haben welsche Buben, welche sich im heuri»
gen Sommer am Karerpatz aufhielten, vollbracht. Sie fanden
es für angezeigt, die Brust des Vronzeadlers mit den italieni»
schen Nationalfarben anzustreichen. Diese lausbübische und blöd,
finnige Verunstaltung des dem Crschließer des Karerseegebiets
gewidmeten Denkmals fand auch nicht einmal den Beifall der
anständigen Reichsitaliener, welche sich Heuer am Karerpaß auf.
hielten. Nun gibt der „grün.weiß'rote" Vronzeadler Zeugnis
diefer Kulturtat. Es ist ein Zeichen der Zeit, daß felbst Denk»
male, welche der Pietät und Kunst gewidmet sind, vor der fo viel
gepriesenen ..nobile nazione latina" nicht sicher sind. Für solche
Helden gehört der haslinger".

Vücherschau und Kunst.

Anton Vergschmid: Sonnenstieg. München 1919, Musarion»
Verlag.

Eine Entwicklung vom Knaben zur Reife sucht das Buch zu
schildern. Über Iugendfreundschaft, Berge und Tod, über Liebe
und harte, geistig erfaßte Leibesarbeit geht der Weg zur Ehe
und zur Vollendung.

Wir hören weniger den äußeren Gang dieses Lebens, als
vielmehr den inneren Hymnus, der diefe Dinge begleitet, vor»
getragen mit Temperament, das sich leider in Worten zersplittert.
Der Dichter hat sein Handwerkszeug noch nicht in der Gewalt.
Vorläufig beherrscht es ihn. Was sich hier fo eigen gebärdet,
ist im Grunde recht brav und alltäglich. Die Ernte an menfch»