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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1920 (1920)
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Mitteilungen des DeMchm und Osterreichischen Alpenvereins.'

Nr. 17-^20

die Gefahr und das Erkennen der Giftbeeren. Baden und
Schwimmen feien willkommene Gelegenheiten, aber nicht bei
vollem Magen. Hierauf wurde unter Ieigung von Bildern
einzelner Notverbände und Handgriffen die erste Hilfeleistung
bei plötzlichen Erkrankungen und Verletzungen besprochen. Die
Ausbildung darin wird für den Führer als notwendig/ für
größere Jungen als wünschenswert erklärt. Dem Vortrag folgte
eine Vorführung von Lichtbildern über erste Hilfe und Verband«
lehre, von Herrn Winterstein gefertigt. Bei dieser Gelegen»
heit sei auf das löbliche Vorhaben des Ortsausschusses München
für Iugendalpenwanderungen hingewiesen, der alle im vergan»
genen Jahre gehaltenen lehrreichen Vorträge sammeln wird, um
sie als Druckschriften auch der übrigen Allgemeinheit zugänalich
zu machen. Diefe technischen Anleitungen und wissenschäftliä»en
Anregungen sehen sich zusammen aus den Vorträgen: „Führer»
erfahrungen" (Prof. C. Cnzensperger), „Erscheinungen der Glet»
scher in den Alpen und im Alpenvorland" (Dr. H. Vurmester),
Alpine Pflanzen" und Führung im Votanischen Garten (Dr. A.
Sträub), „Einführung in die Geologie" (Dr. Knauer), „Der al»
pine Hausbau" (Vaurat Dr. Nehlen), „Ärztliche Anleitungen für
Führer" (Hofrat Dr. Dörnberger), „Was muß der Führer von
der Wetterkunde wissen?" (Kustos Dr. A. Huber), „Das Karten»
lesen", „Führercrfahrungen" (Gymn.-Prof. Dr. C. Kemmer).

Alpiner Schilauf.

Verwertung der Almhiitten im Winter. Die bayrische Alm»
und Weidewirtschaftsstelle cinpfahl den Alm» und Weideaus»
fchüssen des bayrischen Alpenlandes, durch Umfrage festzustellen,
welche Almbesitzer ihres Bezirkes geneigt wären, ihre Hütten
über die Winterszeit zu verpachten. Die Namen der Besitzer
und der Örtlichkeit will vorgenannte Wirtschaftsstelle den Al»
Penvereinssektionen wie anderen Wintersportvereinen vermittelnd
bekanntgeben, um Gewähr zu bieten, daß nicht unwillkommene
Schädlinge für den Almbesitzer wie für die gute Sache des
Wintersports sich einschmuggeln. Auch bereits abgeschlossene
Pachtungen mögen aus diesem Grunde bekanntgegeben werden!
Es wäre nur zu wünschen, daß ähnliche Vorsorgen auch in den
österreichischen Almgebieten getroffen würden.

Die erste gute Kunde für den Winterbetrieb 1920. Laut Mit»
teilung der S. Vergland, München, ist es den Bemühungen
ihres neuen Vorsitzenden, Herrn Hans Humann, gelungen, von
der bayrischen Cisenbahndirektion (vorerst noch auf Widerruf)
die Mitnahme der Schier im Waggon gegen Bezahlung einer
kleinen Gebühr zugebilligt zu erhalten, hoffentlich sind die Ve
kehrsdirektionen auch anderweitig ebenso menschen» und sport»
freundlich im heurigen Winter!

Winterbenühung des Echiestl-Hauses am Hochschwab. Dem
Landesverband für Fremdenverkehr in Steiermark wird zur
Kenntnis gebracht, daß der Wirtschaftsbetrieb des Schiestl»
Hauses am Hochschwab mit 10. Oktober geschlossen wurde. Nach
dieser Zeit wird von der BrückKapfenberger Skivereinigung
Sorge getragen werden, daß das Haus während des Winters
benutzt werden kann. Der Qsterr. Turiftenklub hat einen Winter»
räum Herrichten lassen mit Kochherd, Decken, Matratzenlager und
etwas Gefchirr. Holz müssen sich die Winterbergsteiger selbst
mitbringen. Der Hüttenschlüssel wird von der Brück—Kapfen»
berger Skivereinigung erhältlich sein.

Alpine Höhlenkunde.

Eröffnung der Eisriesenwelthöhlen. Nachdem fchon den Teil»
nehmern der Hauptverfammlung in Salzburg Gelegenheit ge¬
boten worden war, diefes Naturwunder zu befuchen, wurden die
Höhlen am 26. September in feierlicher Weise für den allge»
meinen Besuch eröffnet. An 200 Personen nahmen an der fest»
lichen Begehung teil, darunter auch Vertreter der Sektionen
Salzburg, Hallein, Neichenhall, Verchtesgaden und Vadgastein.
Der von der S. Salzburg des Vereins für Höhlenkunde an»
gelegte Weg von Werfen zur Höhle (etwa 3V- St.) ist bezeichnet
und für jeden Durchschmttsbergsteigcr gangbar. Die Alpenver»
einssektion Salzburg plant, ihn bis zur Hochfläche des Tennen»
gebirges fortzusetzen und so dessen westlichen Teil zu erschließen
(Hochkogel, Tirolerkopf mit Abstieg nach Pitschenberg, Querung
zum Naucheck); mit den Arbeiten soll noch in diesem Herbst be»
gönnen werden. Für den Besuch der höhle erhebt die Sektion
des Vereins für Höhlenkunde ein bescheidenes Eintrittsgeld von
K>20. pro Person. Zur Verhinderung von Anfällen darf die
höhle jedoch nur mit Führer besucht werden, der jeden Sonntag
auf der Hütte fein wird und als Entlohnung für eine ganze
Partie und jede Stunde X 20.— beanspruchen darf. An Wochen»

tagen ist vorherige Anmeldung bei Kaufmann Sepp Kaltenegger
in Werfen erforderlich, der die Veistellung des Führers und der
Veleuchtungsbehelfe veranlaßt. Die Anmeldung kann unmittel»
bar von Antritt des Ausfluges zur höhle geschehen und bildet
keine Verzögerung. .

Allerlei.

„Zeitschrift" 1919 (Berichtigung). Im Verzeichnis der Schutz»
Hütten ist die Duisburger Hütte versehentlich weggeblie»
den, die auf S. 203 einzuschalten wäre. -

Aufruf an Besucher der Ennstaler Alpen. Von den gefertigten
Verbänden wurde um nachstehende Veröffentlichung ersucht: Tu»
risten, welche berechtigte Beschwerden über Unhöflichkeit oder
Forderung ungebührlicher Preise für Nächtigung und Verpfle»
gung im Gasthof „Zum Turisten" in Hieflau zu'erheben haben,
werden gebeten, diese Beschwerden unter genauer Angabe des
Sachverhaltes und unter Nennung ihres Namens und ihrer.
Adresse entweder dem Landesverband für Fremdenverkehr in
Steiermark (Graz, Hauptplatz 12) oder dem Verband zur Wah»
rung allgemeiner turistischer Interessen in Wien (6. Bez., Ge¬
treidemarkt 3) bekanntzugeben.

Führungsturen anläßlich der 46. Hauptversammlung in Salz¬
burg. Während der Tage der Versammlung wurden nicht nur
vormittags Führungen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt
und nachmittags Spaziergänge in ihre reizvolle Umgebung unter»
nommen, sondern auch dank dem Entgegenkommen der Stadt-
gemeindevorstehung den Teilnehmern Gelegenheit geboten, an
drei Vormittagen das seit den Kriegsjahren für den allgemeinen
Verkehr geschlossene, ungemein reichhaltige städtische Museum
unter sachkundiger Führung zu besuchen. Außerdem wurden
Vergturen veranstaltet, die von Mitglieder der S. Salzburg und
benachbarter Sektionen geführt wurden, und zwar schon am
Donnerstag, den 9. September, bei schönem Wetter und herrlich»
ster Aussicht auf den Gaisberg shinauf über Iistelalm, hinab
über Gersbergalm) mit 6 Teilnehmern. Am Samstag, den 11.
erstiegen 16 Personen, darunter zwei mehr als 70jährige, den
Untersberg über den Dopplersteig, von dem aus ein Ab¬
stecher in die Kolowratseishöhle gemächt wurde; das Mittag»
mahl wurde in dem reizenden „Iep.pezauer»Haus" gehalten, das
allen Besuchern außerordentlich gefiel; nachdem man über das
Geiercck den Salzburger Hochthrön erreicht hatte, trennte sich die
Gesellschaft: 10 stiegen über die Echwaigmühlalm und den Veitl-
bruch nach Grödig ab, während die anderen den kürzeren Weg
über den „Neitsteig" vorzogen. Im Grödiger Bräu, das auch
schon morgens ein vortreffliches Frühstück geboten hatte, traf
man sich dann wieder zu gemütlichem Beisammensein. — 11 Per»
sonen fuhren am Samstag nach Pfarrwerfen, um zur kleinen,
aber anheimelnden Söldenhütte anzusteigen.' Nach einem
genußreichen Abend vor der herrlich gelegenen Hütte überraschte
der Sonntagmorgen durch Negen. Glücklicherweise dauerte er
nicht lange, so daß die geplante Überschreitung des Tennenge¬
birges noch durchgeführt werden konnte; da aber auf günstige
Aussicht nicht zu rechnen war, wurden nur zwei unmittelbar am
Wege gelegene Gipfel, Schöbbühel (2339 Meter) und Kemetstein .
(2000 Meter), bestiegen. Der weitere Weg führte über die gro߬
artige Ode der Hochfläche zum Jagdhaus am Streirmanndl und
hinab durch das Pirschenbergtal zum historischen Stegenwald-
gasthaus und zur Station Sulzau, von wo abends die Nückreise
nach Salzburg angetreten wurde. — 14 Personen hatten sich den
Sonnblick als Ziel erkoren und fuhren am Samstag mittags
mit der Tauernbahn nach Beckstein, wo sie schmerzliche Bekannt»
schaft mit den „Gasteiner Preisen" machten. Am Sonntag stieg
man über die Niffel auf den Eonnblick, dessen Gipfel gegen '4 Uhr
erreicht wurde; der Abend bot schöne Aussicht. Ein anderer Teil
der Gesellschaft bestieg vom Naßfeld aus das Schareck und ver¬
einigte sich dann im Iittel-Haus auf dem Sonnblick mit den übri¬
gen Teilnehmern. Auch am Montag teilte sich die Schar; wäh¬
rend die einen den Nückweg über Kolm-Saigurn und die Poch¬
hartscharte nach Vöckstein antraten, stiegen die anderen nach
Hciligenblut ab, um dem Großqloäner zuzustreben. Nach dessen
sehr gelungener Besteigung trachteten einige, durch eine vorüber¬
gehende Eintrübung eingeschüchtert, über die Pfandlscharte schnell
die Bahn zu erreichen; die „Unentwegten" aber hatten das Glück,
noch bei schönstem Wetter und günstigen Schneeverhältnissen die
Värenköpfe, das Wiesbachhorn und das Kitzsieinhorn besteigen
zu können. Endlich wurde zwei Herren Gelegenheit geboteil,
ihrer Kletterlust durch Besteigung des Verchtesgadner Hoch¬
throns über die sehr schwierige Südwand (Varth-Noute) unter
kundiger Führung Genüge zu tun. Von den fünf Türen, zu
deren Führung sich die S. Verchtesgaden bereit erklärt hatte.