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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1920 (1920)
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Nr. 17—20

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

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brechen vorliege, nicht zu. Wagner, der an jenem Verhängnis»
»ollen Sonntag keine größere Tur vorhatte ^zu Mittag begann
es auch zu regnen —, war vermutlich auf dem Wege Veitlbruch—
Schwaigmiihlalm bis zum Wasserfall des Kühbachs gegangen
und dort auf einem undeutlichen Iagdsteig links abgebogen. Der
Graben bildet dann einige fast senkrechte, glattgescheuerte Wand,
stufen; über diese muh er abgestürzt und infolge der sehr beträcht.
Üchen Sturzhöhe wahrscheinlich sofort tot gewesen sein. Am Fuß
der Wand hat der Bach einen großen, tiefen Kessel ausgehöhlt;
in diesem blieb die Leiche liegen, bis das letzte große Hochwasser
Teile von ihr talauswärts schwemmte und so erst die Auffindung
ermöglichte.

Iugendwandern.

Zugendherberge am Pürschlina. der S. Vergland. Seit
22. August ist diese erste alpine Jugendherberge eröffnet, von der
nur zu wünschen isi, daß sie vorbildlich wirkt. Die Herbergs»
bcftimmungen lauten: 1. Die Jugendherberge am Pürschling
steht ausnahmslos nur geführten Iügendgruppen zur Verfügung.
Der Führer der Gruppe muß sich durch die Führerkarte des
Ortsausschusses für IugendalPenwanderung in München (und
angeschlossene Iweigvereine) dem Pächter gegenüber ausweisen.
Der Hüttenpächter ist gehalten, genaue Kontrolle zu üben und
die Benützung der Herberge nur unter obiger Voraussetzung zu
gestatten. Ausnahmen sind nur möglich, wenn eine auswärtige
^ugendgruppe sich von der S. Vergland (dem Leiter der Gruppe
Iungbergland) rechtzeitig einen besonderen Ausweis erholt hat
(in diesem Falle wird der Pächter verständigt. Die Gebühren
von insgesamt M. 1.— für Portoauslagcn sind mit dem Gesuch
einzusenden). 2. Die Benützung der Herberge setzt die Zahlung
der Gebühren sowie die Anerkennung der Herbergsordnung vor»
«us. Haftung durch den Führer. An Gebühren werden erhoben,
und zwar für jeden Teilnehmer: ^. Für Benützung der Hütte
(ohne übernachten) 30 Pf. L. Für Benützung der Hütte und
Schlafgeld 60 Pf. Der Holzverbrauch muß insgesamt nach An»
aabe des Pächters bezahlt werden. Die Zahlung der Gebühren
erfolgt an den Hüttcnpächter gegen Aushändigung einer Quit»
tung, und zwar gesammelt durch den Führer der Gruppe. 3. Die
Herberge am Pürschling bietet Raum und Schlafgelegenheit für
12 Personen (weitere Schlafgelegenheit im allgemeinen Matratzen,
räum zum ermäßigten Preis von M. 1.25 pro Lager). 4. Sind
zwei kleinere Führungsgruppen (mit wenig Teilnehmern) an»
ivesend, so ist die Benützung der Herberge durch beide Gruppen
möglich, sofern sich die Führer hierüber verständigen. In diesem
Aalle haften die beiden Führer gemeinsam für die Ordnung und
sachgemäße Übergabe beim Verlassen. Bei Nichteinigung hat die
im voraus angemeldete Gruppe (sind keine Meldungen vorhan»
den, die ersiangekommene Gruppe) das Vorrecht. Bei gleich»
zeitiger Ankunft entscheidet das Los. Die Benützung der Her»
berge von Personen beiderlei Geschlechts zu gleicher Zeit ist un»
bedingt, auch für den Tagesaufenthalt, verboten. 5. Der oder die
Führer der Gruppen haften: 1. für Einhaltung der Herbergs»
regeln, 2. für ordnungsgemäße Benützung aller Gebrauchsgegen»
stände, 3. für Bezahlung zerbrochener oder sonst beschädigter
Emrichtungsgegenstände, 4. für faubere und ordnungsgemäße
Übergabe der Herberge beim Verlassen, 5. für ordentlichen Ein»
trag in das aufliegende Hüttenbuch, 6. für Zahlung der vorge»
schriebenen Gebühren. Die Führer werden gebeten, dafür zu
sorgen, daß die Teilnehmer ein ordentliches und gesittetes V
tragen an den Tag legen. Herbergsregeln: Der Führer der
Gruppe (durch Ausweis legitimiert) erhält vom Hüttenpächter
bei Ankunft den Schlüssel für die Herberge. Er übernimmt da»
mit die volle Haftung für die ordnungsgemäße Benützung der
Herberge, für fachgemäße Behandlung der Einrichtungsstücke,
für Bezahlung der Gebühren und Eintrag ins Herbergsbuch.
Am 10 Uhr abends muß in der Jugendherberge völlige' Ruhe
herrschen. In der Nacht etwa ankommende Gruppen dürfen nicht
erst noch mit Kochen beginnen, fondern haben sich möglichst ge»
räuschlos zur Ruhe zu begeben. Die Benützung des Küchen»
geschirrs hat sachgemäß zu erfolgen, entstandener Schaden ist von
der Gruppe, beziehungsweise deren Führer unter ausdrücklichem
Vermerk im Herbergsbuch an die Sektion zu vergüten. Das
Inventarverzeichnis gibt Auffchluß über die Veschaffungspreise,
die auch für die Vergütung anzunehmen sind. Die Benützung
der Lager fetzt die Lösung von Schlafkarten (auch bei Tag) vor»
«us. Der Führer haftet für Neinerhaltung und sorgfältige B
Handlung der Lager (nicht mit Stiefeln auf die Matratzen stei»
«en. Decken sauber halten und ordentlich zusammenlegen, auf den
Lagern nicht rauchen usw.). Beim Verlassen der Herberge ist alles
aufs beste zu reinigen (Koch» und Eßgeschirre, Tische, Bänke,
Ofen, Aschenkasten, Boden usw.) und alles auf feinen richtigen

Platz zu stellen, ferner Feuer zu löfchen, Fenster gut zu schließen,
alle Wassergefäße zu leeren und umzustürzen (Rosten vermeiden).
Vor dem Abmarsch ist der Pächter zu verständigen, der herbergs»
bucheintrag durch denselben zu bestätigen und die Schlüssel abzu»
geben. Irgendwelche Unregelmäßigkeiten wollen unverzüglich-der
Sektion gemeldet werden. Im übrigen wollen die Vorschriften
des O. N. M. f. I. A. W. über Benützung der Herbergen d
achtet werden. ,

Iugendwandergrupven im Alpenverein. Nachstehende Sektio»
nen haben uns von der Angliederung einer Iugendwandergruppe
verständigt: Austria (mit 250 Teilnehmern), Graz, Steyr, Osna»
brück. Meißner Hochland, Villach, Wien, Wiener Lehrersektion
(über 200 Teilnehmer). Die S. Münster (Westfalen) hat in ihrer
letzten Hauptversammlung beschlossen, sobald als möglich eine
Iugendabtcilung zu gründen.

Studentenherbergen des D. u. S. Alpenvereins. Die S. Vöckla»
brück gibt bekannt, daß in Stcinbach am Attersee zwei herbergs»
stellen eröffnet wurden» und zwar: bei Franz Föttinger, Gast»
Haus „Zum Höllengebirge", mit 6 Betten zum Nächtigungspreis
von je X 2.—, bei^I. Irresberger, Hotel „Attersee", mit Bett»
preisen von X 5.— und Frühstück zu X 2.50; ferner wurde in
Alexenau Nr. 11, Gem. Weyregg, eine ^Jugendherberge" er»
richtet, die auch den jugendlichen Mitgliedern des D. u. A. Alpen»
Vereins zwischen 14. und 21. Lebensjahr zugänglich ist (Nacht»
lager X 1.—).

Ärztliche Ratschläge für Iugendführer. (Auszug aus einem
von hofrat Dr. Nürnberger, München, im Iugcndführerkurs
1920 des Ortsausfchusses München für Iugendalpenwanderun»
gen gehaltenen Vortrag.) Der Iugendführer muß auf körperliche
Art und Leistungsfähigkeit der Jungen, besonders der Schwäche»
ren unter ihnen, die man ja erstarken will, bei Auswahl der
Türen, Bemessung der Steigungen und der Tagesleistungen
Rücksicht nehmen. Guten Türnern, sonst Sportbeflissenen, im
Wandern, im Steigen Geübteren darf man mehr zutrauen.. Auch
die weniger Leistungsfähigen werden durch allmähliche Gewöh»
nung. Anspornung ihres Willens, Hebung ihrer Kräfte tüchtiger.
Anfängliche zu große Anfprüche an sie, zu weites Ziel, zu
rasches Tempo schädigt ihre Gefundheit, macht uns aber auch
keine Freunde unter den Eltern. Diese müssen wir vom. Nutzen
der Wanderungen für die Muskeln, das herz, die Atmung^, die
Vlutbildung, die geistige Frische überzeugen. Gewöhnung an
Witterungs» und Wärmeunterschiede, wie sie gerade Vergwan»
derungen mit sich bringen können, ist das beste Mittel gegen Er»
kältung und andere Erkrankung, die beste Abhärtung für das
ganze Leben. Voraussetzung ist richtige, der Jahreszeit ent»
sprechende, nicht zu eng anliegende Kleidung und Veschuhung,
die Möglichkeit des Wechsels der Leibwäsche bei längeren Türen,
keine Durchnässung (Gewitter, Bad) ohne nachfolgende Trock»
nung, keine allzu starke Vesonnung bei Empfindlichen, sauber
gepflegter Körper gegen Wundlaufen, schließlich die Mitnahme
eines Mantels gegen abendliche und morgendliche Kühle. Dem
guten Packen des nicht zu schweren Rucksackes, ohne Drück auf den
jungen Rücken, schenke der Führer seine Aufmerksamkeit. Vor
dem Ausmarsch überzeuge man sich, daß alle gesund aus»
marschieren. Unterernährte, Blutarme, Schwächliche, Nervöse
sind nicht von vornherein auszuschalten, sondern nur im Auge
zu behalten, dagegen eignen sich zu Bergwanderungen nicht Lun»
gen» und herzkränke. Epileptische, eben von schwerer Krankheit
Genesene und akut Erkrankte. Die Entscheidung trifft am besten
ein Arzt. Das Ausmaß der Tagesleistung anlangend, marschie»
ren Knaben von 12 bis 14 Jahren je nach Übung 15, höchstens
30 Kilometer, Mädchen 12—18 Kilometer in der Ebene, im An»
stieg wegen des erhöhten Kraftverbrauches und Stoffwechsels, der
Notwendigkeit, das eigene Gewicht zu heben, erheblich weniger.
Die vorgezeichneten Wege zu verlassen und Abkürzungen zu
nehmen bringt mehr Anstrengung und gewisse Gefahren. Zu
rafchcs Gehen, besonders Steigen überanstrengt die Muskeln,
das herz, die Atmung. Singen ist auf staubiger Landstraße und
steilem Anstieg nicht ratsam. Auftreten von ' Ermüdungserschei»
nungen verlangt fchon vor Eintritt von Übermüdung eine Rast»
pause mit Ablegen der Rucksäcke, eigener Wille der Jungen und
Aufmunterung des Führers halten Ermattung eine Zeitlang
hintan. Muskelschmerzen nach der Wanderung gehören zu den
Crsterscheinungen aller Anfänge sportlicher Betätigung. Keine
Wanderung ohne längere Rast! Lieber das Ziel kürzer gesteckt
als auf Erholung, Spiel und Umschau verzichten! Wirtshaus»
besuch kann meist vermieden werden, namentlich wenn abgekocht
wird. Jedenfalls ist Alkoholgenuß und Rauchen untersagt. Die
Ernährung muß reichlich, aber nicht üppig sein. Beim Beeren»
sammeln im Walde zur Stillung des Durstes lehre der Führer