DES ÖSTERREICHISCHEN
JAHRGANG
5 (75)
INNSBRUCK, FEBRUAR
1950
HEFT
1/2
INHALT«
-D'
e
G'ttscher
der österreichischen Alpen
1948/49 /
Aus dem Verein
/ 30
Jahre Alpenvereiushütten oliue
Alpenverein
/
Hütten, Wege, Verkehr
/
Was unsere Sektionen berichten
3>ie
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ber
öfterreitfiifti&en
Ripeti
1948/49
Bericht über die Gletschermessungen
ces
Alpenvereins im Jahre
1949
Vl n Prof. Dr. R. K l
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(InnZbiuck)
Nachdem im Sommer
1948
der Gletscherschwund
der letzten
20
Jahre endlich einmal etwas abge-
bremst, d. h. das Ausmaß des Rückganges geringer
geworden war, wiesen die Messungen des Sommers
1949
bei der Mehrzahl der Gletscher, nicht durchaus,
wieder stärkeren Rückgang aus, wennschon nickt in
dem Maße wie vor
1948.
Damit kehrten, in mäßigen
Graden, auch die sonstigen Schwunderscheinungen
wi?,der, die das Bild der Gletscher in den früheren
Sommern geboten hatte: Hohllisgen der Gletscher-
ränder, Niederbrcchen von Teilen davon, Einbruch
der Gletschertore, Dünnerwerden der Zungenenden,
Wachsen alter und Ausschmelzen neuer Felsfenster,
zunehmende Schuttanfammluug gegen den Glet-
scherrand hin, Verbreiterung der Mitte lmoränen.
Das Ausapern (Schnee- uud Firnfreiwerden) der
Gletscher schritt aber doch nicht so hoch hinauf ins
„Firngebiet" fort wie
1947
und in vorangegangenen
Sommern, auch noch gegen Sommerende blieben
beträchtliche Oberteile oberhalb der Schnee-(Firn-)
Grenze. Bergsteigerifch drückte sich das dahin aus, daß
Steigeisen bei weitem nicht so allgemeine Anwcn"
dung
fanden und Gipfel wie z.
V.
das Zuckerhütl
auch ohne sie bestiegen wurden, woran
1947
nicht
zu denken gewesen wäre.
Im ganzen sind im Jahre
1949
im Auftrage des
Österreichischen Alpenvereins
59
Gletscher gemessen
worden. Alle sind zurückgegangen. Die Rückzugs-
betrage blieben bei der Mehrzahl der gemessenen
Gletscher im Mittel der Marken (je breiter ein
Glctscherende ist, um so mehr Marken sind zu seiner
Messung erforderlich) unter
20
m, ja meist unter
15
m,
nur vereinzelte Gletscher wichen, im Durchschnitt
der Marken, um mehr als
20
m
zurück: der Westliche
Permunt-
(riniti
40 m) und der Bieltaler Ferner
(43
m) in der Silvretta, der Gcpatschferncr im
Kauner Tal (24 m), Hintcrcis- (50 m), Hockjoch«
(22
m), Vernagt-
(25
rn), Mitterkar-
(26
m), Nicder-
joch-
(29
m), Notmoosferner
(26
m) im Otztal,
fcorn«
(49
m) und Schwarzensteinkecs
(38
m) im
Zillertal. Geringste Rückgangsbeträge wiesen auf
der Südwestliche Litzner- (2.3 m) und der Klostcr-
taler Ferner
(5.3
m) in der Silvretta, der Langtaler
Feiner
(4.6
m) im Otztale, der Simminger Ferner
in Gschnitz
(5.2
m), die Übergossne Alm
(2.1
m)
cm
Hochkönig, der Gosau-
(3
m) und der Schladmius.cr
Gletscher
(0.5
m)
im Dachstein.
Die gemessenen Gletscher verteilen sich aus die
folgenden Gruppen, aus denen im übrigen u. a.
folgende Einzelheiten bemerkenswert find:
Hochtönig. Berichterstatter Dr. R.
Wannen-
m
a
ch
e
r -Wien. Nachdem der Gletscher, die
„
Über¬
gossne Alm"
1948
seit vielen Jahren zum ersten
Mal den Sommer über fast ganz von Winterfchnee
bedeckt geblieben war,
aperte
er im Sommer
1949
wieder bis in etwa mittlere Höhe aus.
Tachstcin. Berichterstatter Dr. R.
Wanne
n-
mâcher
-Wien. Gemessen
3
Gletscher. Das Vild
der Gletscherenden hat sich gegenüber
1948
wenig
geändert, nur der Hallstätter Gletfcher ist etwas
stärker zurückgegangen (um 15 m). Auf allen Glet-
fchern lag Anfang September noch weit herab
(bis an
2500
m) Altschnce. Ter See vor dem Hall-
stätter Gletscher ist merklich (um etwa
2—3
m)
gestiegeu und entsprechend größer geworden.
Tilvrctta. Berichterstatter Dr. R. Schwarz-
Innsbruck. Gemessen
9
Gletscher. Am Bieltaler
Ferner ist nahe innerhalb des rechten Zungen»
randes ein Einbruch erfolgt; durch ein Loch von etwa
4
m
Durchmesser sieht man auf den Gletschergrund.
Im Glctscherbruch des Westlichen Feimuntferners
apert ein großes Fclsfenster aus.
totaler Alpen
a)
Kauner»
und P itz
tal.
Berichterstatter
Dr. Hans Senn -Innsbruck. Gemessen
3
Gletscher.
Ter Gepatschfciner endigt bei 2025 m, mit einem
großen, an
5
m
hohen Tor, eine parallele Spalte
3
m
oberhalb an der steil abfallenden Stirn kündigt
weiteren Eisabbruch an. Vom rechten Hang drolU
grobdlockiger Schutt abzurutfcheu und den Bach zu
stauen. Auch der Weißseefciner ist, wie sich ohne
Messung feststellen ließ, stark zurückgegangen.
—
Der Taschachfeiner, der in den letzten Jahren zeit¬
weise mehrere Tore aufgewiesen hatte, ist torlos
geworden, er endigt jetzt bei
2080
m, der Seregei'en-
ferner bei 2440 m.
—
Das Ende des Mittclbeig-
fcrners hat sich höher an die steile Felsstufe zurück
gezogen und ist derzeit nicht meßbar, auch ohne
Mcsjung aber tonnte starker Rückgang festgestellt
werden.
d) R o f
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u
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inner
Vent.
Berichterstatter
Vrof. Dr.
H. S
ch
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tz -Innsbruck. Gcmeffen
4
Glet-
sch'r. Am Hintereis-, Hochjoch-, Vcrnag!- und
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