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JAHRGANG
15 (85)
INNSBRUCK, JÄNNER/FEBRUAR
1960
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Von Hermann Kornacher, München
Wir alle leben heute in einer Zeit der Schlagworte
und gedankenlos nachgeplapperten Allgemeinplätze.
Man urteilt weithin nur mehr nach dem, was man
in grellen Schlagzeilen liest oder so gelegentlich an
Auffallendem steht und hört und dabei bleibt man
doch stets nur an der Oberfläche. So ist es heute
unter anderem Mode geworden, in düsteren Farben
das baldige Ende des touristischen Skilaufs auszu»
malen und bis zum Überdruß davon zu reden oder
gar zu schreiben. Aber ist das denn wahr, sind wir
wirklich schon am Ende?
Niese Frage nach dem Schicksal des touristischen
Skilaufs ist durchaus berechtigt. Doch dürfte sie wohl
günstiger beantwortet werden, als dies in den letzten
Jahren immer getan worden ist, vorausgesetzt daß
man einmal nicht nur an der Oberfläche bleibt,
son-
dem nach Beweggründen und Idealen fragt, die
Skitouristen und Pistenfahrer in ihre Bindungen
steigen läßt. Arnold Lunn, Initiator zahlreicher Ab«
fahrtsrennen, erteilt uns da folgende kurze, aber
um so treffendere Antwort:
Innerstes Wesen des Skibergsteigers ist
neues Erleben.
—
Innerstes Wesen des
Pistenrutfchers ist Wiederholung.
Hier also scheiden sich die Geister. Und diese Eni-
scheidung wird gerade in den Iugendgruppen und
Iungmannschaften unserer Alpenvereinssektionen
fast immer zugunsten des Verlangens nach neuem
Erleben ausfallen. Das ist nun keineswegs nur
jugendlicher Optimismus, der etwa die bisherige
Entwicklung nicht wahrhaften oder gar nur aus Lust
am Widerspruch gegen die landläufige Meinung
diese Behauptung aufstellen wollte, sondern es ist
dies die Meinung zahlreicher Gleichgesinnter, eine
Überzeugung, die wir aus vielen Gesprächen, Brie-
sen
und Berichten von Bergkameraden der verschie-
densten und gerade auch der alpenfernen Sektionen
gewonnen haben. Und deren Ideal ist eben gerade
nicht die glattgefegte Piste und die durch Beförde-
rungsmittel aller Art ermöglichte Wiederholung
einer oder gar mehrerer Abfahrten. Wir wissen es
und sind auch der festen Überzeugung, daß die heu-
tige
Bergsteigerjugend trotz allem noch oder schon
wieder ihre erstrebenswerten Ideale hat, die sie in
ihrem Denken, Reden und Tun auch immer wieder
zu verwirklichen sucht und
—
allen Widerständen
zum Trotz
—
auch tatsächlich verwirklicht. Und ginge
nun der alte Diogenes mit seiner Laterne auf die
Suche nach dieser nur scheinbar ausgestorbenen Spe-
zies Mensch, deren Ideal eben nicht die Piste und der
Skilift, sondern der unberührte Schnee auf einsamen
Vorbeigen oder weiten Gletscherflächen ist, er fände
auch ohne seine berühmte Laterne in den höheren
Regionen unserer heimatlichen und benachbarten
Berge nicht nur ältere, sondern auch schon wieder
sehr viel junge Menschen, die Sonntag für Sonntag
in ihre geliebten Berge ziehen, um mit ihren schmalen
Brettern die letzten einsamen Hochtäler und stillen
Kare ausfindig zu machen, die ein langes Jahr voller
Arbeit nur für einen Skiurlaub irgendwo in den
Bergen sparen, die keinen schöneren Platz kennen,
als ihre heimelige Skihütte und ihr stilles Revier,
und die im Frühjahr dem weißen Element unver-
drossen nachsteigen, bis die Sonne- auch den letzten
fahrbaren Echneerest aufgeschleckt hat und sie ihre
Skier nun mit Seil und Kletterschuh vertauschen.
Natürlich wird die Zahl dieser Skitouristen gegen-
über der Masse von Skisportlern, die die großen und
kleinen Winteissioitorte mit ihren Skiliften und Seil-
bahnen bevölkern und allfonntäglich von Sonder-
zügen und Omnibussen ausgespien weiden, immer
verhältnismäßig gering erscheinen. Wenn aber eben
diese Masse der Pistenrutscher infolge einer enormen
Propaganda von Jahr zu Jahr wachst und die Zahl
der Skitouristen tut dies ebenso, wenn auch zum
Glück in einem weit geringeren Maße, so darf man
deshalb noch lange nicht von einer Abwanderung
vom Tourenlauf sprechen.
Es sind ja doch zwei grundverschiedene Wege, auf
denen die Menschen heute in die winterlichen Berge
kommen. Die einen führt der Sport, die mächtige
Mode, der Nachahmungstrieb, die begehrte Sonnen-
r
Hauptllusschuß unö Vertnallungsausschuß
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wünschen allen Mitglieöern ein erfolgreiches öergsteigerjahr
Jyò&
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