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Mitteilungen des Österreichischen Alpenvereins 1979 (1979)
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Hofübergabe in der
Gesamtvereinsleitung

Mit 1. Jänner 1979 verabschiedet sich Univ.-
Prof. Dr. Erik Arnberger als Erster Vorsitzender.
Gleichzeitig übernehmen die auf der Hauptver¬
sammlung in Bad Hofgastein gewählten neuen
Vorsitzenden ihre Funktion. Es ist keine drama¬
tische Wachablöse. Ein bereits klar konzipierter
und in Grundzügen festgelegter Kurs wird un¬
verändert weitergesteuert. Gerade deshalb g
ziemt es sich, Arnberger, der 40 Jahre lang in
vielen Funktionen, vom Jugendführer bis zum
Ersten Vorsitzenden, dem Alpenverein gedient
hat, herzlich und kräftig Dank zu sagen.

Unvergessen bleibt Ambergers Antrittsrede
bei der Hauptversammlung in Abtenau. In einer
Analyse unserer Gesellschaft und des Alpenve
eins skizzierte er die Defizite unserer Industrie¬
gesellschaft und zeigte auf, wo und wie der Al¬
penverein aus seiner Tradition mit seinen An¬
geboten Alternativen aufzeigen und echte Hilfe
bringen könnte. Schwerpunkte für die Vereins¬
tigkeit als Brücke zum Morgen könnten sein:

Die Förderung des Bergsteigens durch ein
breites Ausbildungsangebot an die zuneh¬
mend an Bergwandern und Bergsteigen inter¬
essierten Jugendlichen und Erwachsenen;

- Die Förderung der Gemeinschaftspflege, Bil¬
dung von Interessen- und Neigungsgruppen
in der ganzen Bandbreite dieses kulturellen
Bergsteigervereins;

- Der Schutz des Ödlandes vor dem Druck des
Massentourismus mit rein kaufmännisch orien¬
tierten Erschließungsmaßnahmen, alpiner Na¬
tur- und Umweltschutz in einem alpinen
Raumordnungskonzept;

Vermehrte Dienstleistungen für alle Mitglie¬
der, insbesondere durch Information und Bera¬
tung, Versicherungsschutz und Vernstigu
gen in den vereinseigenen Häusern.

In all diesen Schwerpunkten müßte die Wert¬
vorstellung des Alpenvereins sichtbar werden,
die unverändert seit Gründertagen Geltung hat.
Für neue Zielsetzungen und Tätigkeiten, so
meinte Arnberger, seien auch gewisse Struktur-
und Organisationsverbesserungen im Verein
notwendig. Auch an siesse man beherzt her¬
angehen.

In den 6 Jahren Vorsitzführung ist einiges von
diesem Programm, wenn nicht verwirklicht, so
doch deutlich zum Tragen gekommen, ist ande¬
res, wie sollte es anders sein, noch Zielvorstel¬
lung und dringender Wunsch geblieben. »Ich
war kein angenehmer Vorsitzender, die Dinge
gehen mir meistens zu langsam«, so sagte Arn¬
berger, Abschied nehmend bei der Hauptver¬
sammlung in Bad Hofgastein.

Die Nachfolger kommen aus dem engen Mit¬
arbeiterteam des gewesenen Ersten Vorsitzen¬
den. Damit ist klar, daß der begonnene Weg
weitergegangen, die erstellten Konzepte weiter
verwirklicht und die angepeilten Ziele weiter
verfolgt werden.

Der neue 3. Vorsitzende, Dipl.-Kfm. Helmut
Habersohn, ist zugleich Präsident des VAVÖ
(Verband alpiner Vereine Österreichs) und in
dieser Funktion Mitglied des Hörer- und Seher¬
beirates im ORF. Sein Tätigkeitsbereich wird
unter anderem die Kontaktnahme zu den Bu
desbehörden sein.

Der 2. Vorsitzende, Gedeon Kofi er, beherrscht
als erfolgreicher Schatzmeister das Terrain der
Vereinsverwaltung in einem erheblichen Maße.
Als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses
untersteht ihm auch die Vereinskanzlei.

Der 1. Vorsitzende, zu dem ich nun aufg
rückt bin, sitzt dem Hauptausschuß vor, leitet
die Hauptversammlung und sieht sich mit allen
grundsätzlichen Fragen der Gesamtvereinsfüh¬
rung befaßt.

Die 3 Vereinsvorsitzenden werden sich ein¬
zeln in den nächsten Nummern der »Mitteilu
gen« vorstellen und gleichzeitig ihren Tätig¬
keitsbereich beschreiben. Jedes Mitglied unse¬
res Vereins sollte ja wissen, wie unser großer
Verein strukturiert ist, wie er verwaltet und ge¬
führt wird.

Zur erfolgten Hofübergabe ist von seifen der
Nachfolger grundsätzlich zu sagen; Wir werden
eng zusammenarbeiten, durch eine sinnvolle
Aufgabenteilung bei vollem pernlichem Ein¬
satz dem Verein, das sind letztlich alle Mitglie¬
der, bestmöglich zu dienen versuchen.

Gleichzeitig bitten wir alle Mitarbeiter und
Mitglieder um ihr Interesse am Vereinsgesche-

Wenn Dieter Lenhard den Alpenverein in der
PRESSE vor kurzem »einen schlafenden Riesen«
nannte, so wird man zumindest sagen dürfen,
daß dieser Riese sich hörbar streckt und im Be¬
griffe ist, ein großes Stück Last, die er in vielfäl¬
tigen Tätigkeitsbereichen immer schon für das
Volksganze trug, in neuer Zeit- und Menschen-
bezogenheit wirksam fruchtbar werden zu las¬
sen. Die Möglichkeiten der vollen Aktivierung
der gewaltigen Ressourcen dieses Vereins liegen
nicht allein bei der Gesamtvereinsführung. Sie
liegen ebenso, ja sogar viel stärker, bei den
Sektionsführungen. So wird eine optimale Zu¬
sammenarbeit zwischen Gesamtverein und Sek¬
tionen Vorrang vor allen anderen Tätigkeiten
der Vereinszentrale haben. Louis Oberwalder