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Fremdei-Zeitnng.
Nr. 3.
Im Carltheater beherrscht der tolle Schwank „Die
Dragoner" noch das Repertoire und musste ob diesen Cassen-
erfolges die Erstaufführung des Ausstattungstückes „Das
GoldJand'- auf heute Samstag den 14. d. verschoben werden.
Im Theater anderWien erweist sich das „arme Mädel"
sehr tantiemenreich. Publicum, Verfasser und
Direction
stimmen vergnügt in den Refrain aus : „0 Margarethe,
Mädchen ohne gleichen.
— Salzburger Stadttheater. Nach den Verheis-
sungen, welche seitens der
Direction
einige Wochen vor der
Eröffnung der Saison in einem hiesigen Blatte dem theater¬
freundlichen Publicum gemacht wurden und auch dem Gelöb-
niss bei der Schlusssteinlegung des neuen Theaters durch die
Direction war
die berechtigte Annahme vorhanden, dass in
das neue prunkvolle Heim der Musen, welches die Munifizenz
vieler Factoren zur Zierde der alten Bischofstadt geschaffen,
der edle Geist der schönen Kunst den Einzug halten werde,
um dort seines erhabenen Amtes zur Erhebung und Erhei¬
terung der gegenwärtigen und künftigen Geschlechter, zu
walten. Doch haben leider die bis nun stattgehabten Vor¬
stellungen dieser freudigen Erwartung nicht zu entsprechen
vermocht, denn die erste Woche war eine künstlerisch nega¬
tive. Der
Direction
darf nicht der Vorwurf erspart bleiben,
dass sie nicht jene Sorgfalt bei Acquirirung der Kräfte an den
Tag gelegt hatte, die man billigermassen zu fordern berech¬
tigt war. den Zeit zu dieser Bethätigung war wahvlicn genug
vorhanden. Die umgestalteten Theaterverhältnisse hätten ihr
die Richtung angeben müssen, doch sie ist in bedenklicher
Weise von. derselben abgewichen. Bedauerlich für die
Direc¬
tion
und bedauerlich für das Juwel der Stadt. Nun wir
wollen hoffen, dass die Folge in dieser Beziehung einen er-
spriesslicben Wandel bringen werde, obfvar es uns
hier an Zweifel nicht fehlt. Nachdem Fulda's Märchen
„Der Talisman" zweimal über die Bretter ging, kam Mil-
löcker's Operette „Der Bettelstudent" zur Aufführung. Die¬
selbe war im Grossen und Ganzen eine
acceptable. In
der¬
selben präsentirten sich die neuen Operettenkräfte Frl. Ottmann
und Longauer und Herr Sturm und Zeder, sowie die beiden
Komiker Indra und Marx. Frl. Ottmann „Laura", eine nette
Erscheinung mit hübscher Stimme, ist darstellerisch noch un¬
fertig, doch hat sie Temperament und gute gesangliche Schu¬
lung. Von einer Leistung im künstlerischen Sinne kann
vorderhand keine Rede sein. Frl. Longauer „Bronislava"
steht stimmlich Frl. Ottmann nach und auch das Spiel lässt
die Novize zu sehr erkennen. Herr Sturm „Symon", zählt zu
den besseren Vertretern seines Faches, er verbindet nebst
einem sympatischen Organ eine angenehme Erscheinung nebst
angemessener Gestaltungsgabe. Herr Zeder „Jan", ist ein routi-
nirter Schauspieler und Sänger, dem jedoch diese Partie ent¬
schieden zu noch liegt. Herr Indra „Ollendorf, bringt eine,
wenn auch etwas trockene, so doch behagliche Komik mit,
nur konnten wir uns über seinen
Dialect
nicht recht klar
werden. Dieser militärische Sendbote August des Starken,
aus dem Lande des Blümchenkaffee's sprach ein Gemisch von
böhmisch, polnisch und ungarisch, auch scheint Herr Indra
mit Vorliebe nach Kalau zu gravitiren. Herr Marx versah
den „Enterich" mit einigen heiteren Zügen. Frau Lechner
„Palmatica" ' zeigte sich wieder als die alte bewährte Kraft.
Auch der Chor sowie das Orchester thaten vollauf ihre Schul¬
digkeit. Herr Capellmeistor Stefanides leitete die Operette
mit Umsicht. Die nächste Vorstellung^ wobei das reizende
Lustspiel , Krieg im Frieden" zur Feier des Geburtsfestes
Se.
Majestät des Kaisers zur Aufführung kam, brachte der
Direction die
erste erhebliche Schlappe. Hier versagte der
künstlerische Apparat so ziemlich ganz. Die Lustspielkräfte
waren leider in den Hauptrollen der Aufgabe nicht gewachsen
und so war der AbendT ein total verlorener. Nicht besser
erging es des anderen Tages, wo
Schiller's
Trauerspiel „Maria
Stuart" zur Darstellung gelangte. Frl. Hartwig, welche die
Titelheldin spielte, Anfangs der Zwanzigerjahre und schon
darum nicht zu einer solch' gewaltigen Aufgabe prädestinirt,
die eine künstlerisch gereifte Darstellerin erheischt, steckt
noch zu sehr in den dramatischen Kinderschuhen, um diese
Rolle auch nur annähernd bewältigen zu können. Wir be¬
wundern den Muth der Jugend, andererseits die Unvorsich¬
tigkeit der
Direction,
die junge Dame so grausam zu expo-
niren. FrL Hartwig hat noch einen langen Weg zur Stuart.
Eine respectvolle Leistung war die „Elisabeth" der Frau
Kraus, die sich als gediegene Schauspielerin erwies, sie fand
verdienten Beifall. Frau Kraus bildete -wohl den Lichtpunkt
des Abends. Nur der Altersunterschied zwischen den beiden
Königinnen trat zu markant zu Tage. Wir haben eine zu
gute Meinung von der Einsicht des Herrn Held, als dass wir
annehmen sollten, er halte sich für einen Helden. Bei ihm
wird wohl auch der Satz Isabellen's gelten „Der Noth ge¬
horchend und nicht dem eigenen Triebe". Dieser
Leicester
war eine süssliche Zierpuppe, aber nicht der berechnende
Höfling, der um zwei Königinnen werben durfte, wie die
Stuart am Wege zum Schaffot zu ihm sagt. In Ermang¬
lung eines jugendlichen Helden und Liebhabers musste sich
Herr Leopold zum
„Mortimer"
bequemen. Er dauerte uns,
dass er gezwungen war, sich mit einer
iivoa.
fernliegenden
Rolle abzuquälen. Relativ günstiger fanden sich die Herren
Reinhard „Burleigh" und Brüngger „Schrewshury
1
* mit ihren
Rollen ab. Frau Lechner „Kenedy", und Herr Jenke „Paulet"
standen voll an ihrem Platze.
Die höchst wichtige Episode des „Davison" hätte man
doch anders, als mit Herrn Marx besetzen sollen, dessen na¬
sale Sprechweise in der Entscheidungsscene sehr störend
wirkte. Die Vertreter der kleineren Aufgaben gingen an.
Im Ganzen wäre es aber besser gewesen, das Trauerspiel
vorderhand unaufgeführt zu lassen, die zweite Niederlage
wäre erspart geblieben.
In Anzengruber's „G'wissenswurm" stellte sich die Local-
sängerin Frl. Korb als „Horlacherliese" vor. Die Dame ist
keine üble Erscheinung. Die Wiedergabe dieser resoluten
Dirne hätte allerdings etwas stärkere
Accento
vertragen. Die
Aufführung war bis auf eine Entgleisung im Orchester eine
zufriedenstellende.
tenant
drein, der ihn wuthschnaubend im Hausflur em-
ptieng und ihm eine Standrede hielt, die allerdings nicht
sehr lang, aber dafür um so kräftiger ausfiel.
„Ein nettes Brflderpaar seid Ihr! Das
muss man
sagen!
1
' lautete der Schluss. „Der eine betrügt die Leute
mit schlechter Milch und der andre drückt sich mit den
Dienstmädchen auf der Treppe herum, anstatt aufzupassen.
Und wenn nachher so 'n dummer
Postilion
anfängt, auf
seinem
Horn
zu tuten, so hält das dieser Fatentesel von
Barsche für das Alarmsignal und bringt einen damit in
des Teufels Küche !"
Er hätte eigentlich wohl sagen müssen: aus des
Teufels Küche; denn heisser konnte es allerdings auch
in der Hölle kaum sein, als es ihm dort oben geworden
und im Grunde seines Herzens war er recht froh, dieser
scheusslichen Situation noch so entwischt zu sein. Wenn
nur der Commerzienrath nichts gemerkt hätte! Aber er
liess sich ja nach seiner eigenen Aussage „kein
X
für
ein U machen!"
Herr von Lindenhof lachte vergnügt bei dieser Er¬
innerung, trotz seines sonstigen grossen Kummers. Was
wird die arme Käthe noch zu bestehen haben ! dachte
er dann weiter, dabei die letzte Hand an seine Umwand¬
lung in einen vorschriftsmässigen Reiteroffizier legend und
ähnliche Gedanken verliessen ihn nicht während des ganzen
Vormittagsdienstes.
_______________
(Schluss folgt.)
—
Das gefeierte Künstlerpaar B
e
11 i n c i o n i und S t
a
g n o,
welches gegenwärtig in der Wiener Hofoper mit ausser-
ordentlichem Erfolg in Tasca's Oper
„A Santa Lucia" gastirt,
werden in
Mascagni's „Cavalleria rusticana"
und in dessen
Oper „Freund Fritz" ihr Gastspiel fortsetzen. Die beiden
Opern werden von den heimischen Kräften italienisch ein-
studirt. — Am 3. November wirkt das italienische Sänger¬
paar in einem
Concerte
im grossen Musikvereins-Saale mit
und erhalten für ihre Mitwirkung die Summe von 4000 Frcs.
— Die Concert-Saison verspricht heuer sehr bewegt und er¬
eignisreich zu werden. Die hervorragendsten Musik-Koryphäen
haben sich bereits zu Gast gemeldet. Das musikalische Er¬
eignis der letzten Tage bildete die glänzend verlaufene
Jubiläums-Feier des Wiener Männer-Gesangsver¬
eines. Die erschöpfenden Berichte der Tagesblätter über¬
heben uns als hinkender Bote diesbezügliche Referate nach¬
zutragen.
—
D'Albert's Oper „Der Rubin" ging vorgestern im
Karlsruher Hoftheater zum ersten Mal in
Scene
und
fand das interessante Werk eine warme Aufnahme.
— Die neue komische Oper von Arthur
Sullivan, be-
Als erste Operetten-Novität ging ein wunderliches Opus
„Lachende Erben" benannt, in
Scene.
Ob es eine unumgäng¬
liche Nothwehdigkeit gewesen, dass ein Trifolium dieses Werk
der Operettenliteratur einverleibte, wollen wir schlechterdings
bezweifeln. Es lässt sich kein geschmackloseres und cyni-
scheres Sujet, als diese Mache, denken.
Die Musik ist ganz des Vorwurfs würdig. Keine ori¬
ginelle Idee, Anleihe über Anleihe, nicht einmal die Instru¬
mentation kann Anspruch auf halbwegs tieferes musikalisches
Wissen erheben. Legt's zu den Uebrigen. Die Aufführung
war eine gute bis auf den unmöglichen Commandeur des
Herrn Marx. Diese an sich aequivoque Figur hätte in der
discretesten Weise
zar
Darstellung kommen müssen. So wurde
sie mit Hogart'schen Strichen gezeichnet. Eine feinsinnige
Regie würde Im Interesse des Publicums und des Darstellers
ein energisches Correctiv angewendet haben. Auch Herr
Indra
„Cyprian" liess
seiner Laune allzusehr die Zügel schiessen,
wäre aber nicht nöthig gewesen, die Sache ist an sich schlimm
genug. Herr „Sturm", Lieutenant sang und spielte seine
Rolle ganz trefflich. Frl. Ottmann und Frl. Longauer brachten
ihre Partien zu entsprechender Geltung, wie wohl Letztere
mit ihrem Stimmchen grösseren gesanglichen Aufgaben
kaum gewachsen sein dürfte. Die Evolutionen und die hübsche
Ausstattung müssen lobend hervorgehoben werden. Die
drastische Posse „Pension Schöller" fand gleich den Vor¬
jahren ein lach- und beifallslustiges Publicum.
Millöckers „Gasparone" kam bis auf einige Schwankungen
in den Ensembles angenehm zu Gehör Herr Frenkel, der bis
dahin im Hintergrunde gehalten wurde, sang den Benozzo. Die
! Stimme ist klein wie der Mann, hat aber ein sehr nettes Timbre,
auch das Spiel kann als degagirt bezeichnet werden. Herr
Frenkl fand aufmunternden Beifall. Nicht einverstanden
können wir uns mit der „Sora" des FrL Korb erklären. Die
Stimme hat nicht genug Volumen und auch der ganzen
Darstellung fehlte der Elan. Anscheinend ruht die Operette
im weiblichen Theile auf den beiden Augen des Frl. Ottmann,
die als Carlotta wieder einen Schritt nach Vorwärts
that.
Herr Zeder fand sich mit dem „Erminio" hinsichtlich seines
Stimmcharacters bestens ab, wenngleich auch diese Parthie
ihm, trotzdem sie in massiger Höhe gehalten, denn doch zu
hoch liegt. Warum Experimente? Damit der Operettentenor
im Parterre sich seine Rolle vorsingen lässt! Frau Lechner
und Herr Indra hatten ihren guten Tag.
Schönthan's und Kadelburg's prächtiges Lustspiel „Gold¬
fische" fand wohl eine leidliche, aber von wenig Esprit ge¬
tragene Aufführung. Auf derlei Salonstücke ist unser Lust¬
spielensemble vorderhand nicht gestimmt Wo soll auch die
feine Abtönung herkommen. Herr
Director
Lechner betrat
als „Benzberg" zum erstenmale die Bühne, wurde freundlichst
begrüsst und durch zwei Lorbeerkränze ausgezeichnet. Dieser
gutmüthige leichtfertige
Roué
erfordert eine ungemein
elegante Agilität und graziöse Liebenswürdigkeit. Herr
Director
Lechner brachte diese feinkomische Charge gut
zur. Geltung. Herr Held machte aus dem „Erich" beinahe
einen Sentimentalisten statt einen schneidigen galanten Rei¬
teroffizier. Frl. Monati „Frau v. Pöchlaar" fand nicht den
richtigen Ton für diese geistvolle Weltdame, auch war ihr
Dialog zu wenig zugespitzt und abgeglättet. Die „Elly" des
Frls. Stauffenberg hatte wenig Erfreuliches. Frau Lechner
„Frau von Kosswitz" sollte diese Rolle einer jüngeren Kraft,
soferne eine solche vorhanden wäre, überlassen und sich
mehr auf ihre eigene Domäne der Operette, Posse und den
Schwank beschränken.
Da die Anfangszeit auf 7» 8 Uhr festgesetzt ist, sollte
sie auch pünktlich eingehalten werden. Der Weiser zeigt
aber stets auf
3
/
4
8, bevor das Zeichen zum Beginn der Musik
gegeben wird. Ebenso sind Zwischenacte in der Dauer von
20 — 25 Minuten tadelnswerth, sie verlängern die Vorstellung
und zerreissen den Zusammenhang. Das
Buffet
wird wohl
nicht hier der gebietende
Factor
sein?
—
Wilhelm Meyer, der Verfasser des Lustspieles
„Kriernhild
1
"
und des Schauspieles „Unsichtbare Ketten" hat
soeben ein neues dreiactiges Lustspiel „Eine böse Nacht"
vollendet, welches vom Wiener Burgtheater zur Aufführung an¬
genommen wurde.
—
In Paul L i n d
a
u's Schauspiel „Der Andere" hat
Friedrich Mitterwurzer im Theater am Gärtnerplatze
in München ein Gastspiel begonnen und in der Hauptrolle
des Schauspieles das Publicum cegeistert. Der Künstler wurde
nach jedem Aufzuge wiederholt stürmisch hervorgerufen.
Nach den beiden letzten Acten musste der anwesende Autor
mit ihm erscheinen.
—
Director Ranzenhofer
hat die Czernowitzer
Bühne mit
L'Arronge „Lola's
Vater" eröffnet. Die Novität
wurde sehr beifällig aufgenommen.
— „La Provinciale" betitelt sich eine Novität von
Alexis und Giacosa, welcher im
Vaudeville-Theater
in Paris zur ersten Aufführung gelangte und nur geringes
Interesse zu erregen wusste.
—
Cottinat's neues fünfactiges Drama „Vercingetourix"
wurde im Pariser Odeon-Theater abgelehnt.
—
Die dreiactige Gesangsposse „Das gewebte Handwerk"
oder „Der Talisman" von Franz Hilgert erzielte im
Münchener Volks theater bei ihrer Erstaufführung einen
grossen Lacherfolg.
—
Meran, 9.
October. Am
Sonntag den 1.
October
regnete es zeitweise förmliche Wolkenbrüche in Meran — da
war ja keine Vorstellung im Volkstheater angekündet. Und
machte der Himmel selbst im Laufe dieser Woche manches¬
mal ein sehr zweifelhaftes Gesicht, so war am Sonntag den
8.
October,
ein Spieltag der Volksschauspiele, das herrlichste
Wetter. Eine Unmenge fremder Gäste war schon am Samstag
hier eingetroffen und am Sonntag wimmelte es förmlich auf
den Promenaden von Theaterbesuchern, welche neugierig das
Treiben unserer Currwelt beobachtete. Für die Sonntags-
Vorstellung war
Se. kais.
Hoheit Erzherzog Ludwig an¬
gesagt und derselbe wohnte auch der Aufführung von Anfang
bis zum Schlüsse bei.
Se. kais.
Hoheit hatte in der Mittel¬
loge Platz genommen und betrachtete mit grossem Interesse
das nach Angabe und Anordnung des Gründers und Leiters
der Meraner Volksschauspiele, Herrn Carl Wolf erbaute
Theater, resp. die vollständig freie und offene Bühne.
Das Interesse des hohen Gastes steigerte sich von Bild zu
Bild und er zeigte wiederholt Zeichen tiefster Ergriffenheit.
Es wurde sehr flott gespielt, wie kaum jemals. Das in allen
Räumen gefüllte Haus geizte nicht mit reichem Beifall. Der
Erzherzog liess dem Leiter des Theaters und den Darstellern
seine hohe Befriedigung ausdrücken.
titelt
„Utopia",
erzielte bei der Erstaufführung auf dem
Savoy-
Theater
in London einen grossen Erfolg. Die Musik ist
überaus melodiös
—
Im B erliner Hofoperntheater haben die beiden
neuen einactigen Opern „Gringoire" von Ignaz Brüll und
„Mara"
von Ferdinand Hummel bei ihrer letzten Mitt¬
woch stattgehabten Premiere eine sehr freundliche Aufnahme
gefunden. Die Aufführung war sorgfältig vorbereitet, die
Parthien mit ersten Kräften besetzt und ganz vorzüglich in-
scenirt. Die Componisten wurden im Vereine mit den Dar¬
stellern wiederholt gerufen.
—
Richard
Genée's
neue Operette „Freund Felix" ge¬
langt heute im „Friedrich Wilhelmstädtischen Theater" in
Berlin zur ersten Aufführung.
—
Die beiden italienischen Componisten
Puccini
und
Leoncavallo
arbeiten gegenwärtig jeder an einer gleich¬
namigen Oper, deren Text nach dem Mürger'schen „Zigeuner¬
leben" verfasst ist und
„Bohème"
von beiden Componisten
betitelt wird.
—
Mit C. M.
Weber's Volksoper
„Der Freischütz" wurde
die neue viämische Oper in Antwerpen sehr erfolgreich er¬
öffnet. Der durchschlagende Erfolg, den diese Aufführung
zu verzeichnen hat, ist von günstiger Vorbedeutung für die
Zukunft dieser neuen Bühne.
KUNST. 1
—
Vom Künstlerhause in Salzburg. Nachstehend
die
IV.
Verkaufsliste über die in der
IX.
Jahres-Ausstellung
von Privaten angekauften Kunstwerke: Frz. v. Pausinger,
Salzburg, „Gemsen", Kohlenzeichnung; Ad. Kaufmann, Wien,
„Abend nach dem Regen", Oelgemälde; Ad. Wex, Reichen¬
hall, „Abend", zwei Oelgem. ; Hugo Kotschenreuter, München,
„Stillvergnügt", Oelgem. ; Frz. S*.uck, München, „Die Sünde",
Oelgem.; Sofie
Ley,
Karlsruhe, „Rosen", Oelgem.; Ernst
Zimmermann, München, „Der Raucher", Oelgem.;
Tini Rup-
precht, München, „Rosette", Pastell; Wüly Hammacher,
Berlin, „Mönchsgut auf Rügen", Oelgem.; Mich.
Ruppe,
Salz¬
burg, „Mondnacht", Oelgem.; Wilh. Räuber, München, „Auf¬
bruch zur Jagd", Oelgem.: Friedr. Kuhns, München, zwei
„Empire-Statuetten", Bronce; Hirth du
Frènes,
München,
„Spielgefährten", Oelgem. ; Ad. Stieglmeyer, München, „Gosau-
schlucht", Oelgem.; Herrn. Baisch, Carlsruhe, „Jungvieh",
Oelgem. ; Heinrich Zügel, München, „Thierstück", Oelgem. ;
Wm. Schwär, München, „Stillleben", Oelgem.; Rieh. Lang-
Heilbronn, München, „Vor Venedig", zwei Oelgem. ; Ad. Kauf¬
mann, Wien, „Landschaft", Oelgem.; R. Hellwag, Carlsruhe,
„Schottische Küste", Oelgem.; E. Lutterroth, „Fischerboote
vor Venedig", Oelgem. ; Herrn. Kaulbach, München, „Leetüre",
Oelgem. ; Frz. Roubaud, „ Unterbrochene Reise", Oelgem. ;
M. v. Frankenberg, Berlin, „Chrysanthemen", Oelgem Die
letzte 5. Verkaufsliste folgt im Laufe des Monats
December.
—
Die Ausstellung der
„Sezession"
an der
Prinz-Regentenstrasse in München bleibt noch bis
zum 22.
October
geöffnet. Fortgesetzt erfreut sie sich
des regsten Besuches und so £uter Einnahmen, dass man
bestimmt erwartet, die im Budget vorgesehene Rückzahlungs-
quote der Bauschuld mit Ausstellungsschluss zu erreichen.
Verkauft wurden bis jetzt Kunstwerke am mehr als 100,000
Mark, etwa 12 pCt. der verkäuflichen Sachen — in Anbetracht
dessen, dass staatliche Ankäufe durchaus wegfielen, ein sehr
respectables Ergebniss.
Hoffentlich werden die wenigen
Wochen bis zum Schlüsse der hochinteressanten Ausstellung
vom Publicum noch zu recht fleissigem Besuche benützt.
—
Der Wiener Bildhauer Professor Otto König hat
dieser Tage die Jubelfeier rünfundzwanzigjähriger Lehrtnätig-
keit an der Kunstgewerbeschule in Wien festlich begangen.
Der liebenswürdige und hochbegabte Künstler ist in
Meissen
(Sachsen) am 28. Jänner 1838 geboren, Schüler der Akademie
der bildenden Künste in Dresden und folgte 1868 einem Rufe
als Professor an das Wiener Kunstinstitut. König hat eine
bedeutende Anzahl von plastischen Werken, welche viele
öffentliche Bauten in der Residenz zieren, geschaffen. Für
seine berühmte Marmorgruppe „Liebesgeheimnis" erhielt er
im Jahre 1884 den Reichel-Preis. Eine „Madonna mit dem
Kinde" führte der Künstler im Auftrage des Kaisers in Marmor
aus. In Münohen erhielt er für seine ausgestellten Werke
die
grosse
goldene Medaille. Das Hofburgtheater, das natur¬
historische Museum, Rathhaus, das k. k. österreichische Mu¬
seum, den Central-Friedhof schmücken Kunstwerke aus seinem
Atelier.
—
Die Restauration der Sainte-Chapelle in
Paris, die 50 Jahre lang gedauert hat, ist jetzt bis auf einige
unwesentliche Einzelheiten beendet ; das letzte Baugerüst, das
seit 1880 die Kapelle umgab, ist abgebrochen. Das schlanke,
zweistöckige Kirchlein, welches Ludwig der Heilige in drei
Jahren (1245—1248) von Meister Pierre de Montereau erbauen
liess, liegt endlich wieder frei, soweit die Gebäude des Justiz¬
palastes, die es umgeben, dies erlauben. Die Freunde alter
Kunst hoffen noch zu erreichen, dass das Juwel gothischer
Architektur auch von den nächsten Profanbauten befreit und
dass insbesondere die Galerie des Justizpilastes, welche die
Sainte-Chapelle vom Vorhofe des Gerichtsgebäudes trennt,
abgerissen werde.
LITERATUR.
Der Bergsteiger im Hochgebirge. Alpin-touristische Schil¬
derungen nach den Berichten hervorragender Hochtouristen.
Zusammengestellt und erläutert von Jul. Meurer, Präsident
des „Oesterr. Touristen-Club" und Josef Rabl, Redacteur der
„Osterr. Touristen-Zeitung". Mit 33 Abbildungen. 18 Bogen.
Gr.-Oct. Geh. 2 fl. 75 kr. = 5 M. A. Hartlebens Verlag, Wien,
Pest und Leipzig.
Der Bergsteiger im Hochgebirge bringt das Terrain
und die Technik der Hochtouristik in Wort und Bild zur
Darstellung und die hierbei angewendete Methode geht
von der Ansicht aus, dass es zur Belehrung über die
Natur und die Gefahren des Hochgebirges kein besseres und
zugleich fesselnderes Mittel giebt, als die Schilderungen Jener,
welche mit dieser Natur gewissermassen im Kampfe gelegen
und sich in Gefahren befunden haben, denen sie entweder
durch eigene Kraft oder durch eine glückliche Wendung ent¬
rannen. Der
grosse Vortheil,
welchen der heutige Hoch¬
tourist gegenüber dem Hochtouristen der Fünfziger-Jahre hat,
besteht ja darin, dass er sich die Erfahrungen früherer Hoch¬
touristen aneignen kann, so zwar, dass ihm in den Alpen
nicht leicht etwas begegnet, wogegen ihn nicht schon sein
theoretisches Wissen wappnen könnte, wogegen ihn nicht
schon die Erfahrung seiner Vorgänger die richtige Vorkehrung
lehren würde. Er braucht, um dies zu erreichen, nur die
alpine Literatur zu studiren. Da jedoch die alpine Literatur
bereits so riesig angeschwollen ist, dass es den Meisten an
Gelegenheit und Zeit fehlt, um sich durch ein derartiges,
eingehendes Studium die Erfahrungsreihe zu Nutze zu machen,
auf welcher die heutige Hochtouristik fussen kann, haben die
Autoren in ihrem Werke einen zweckdienlichen
Extract
aus
der alpinen Literatur zusammenzustellen versucht. Sie lassen
darin die hervorragendsten Bergsteiger erzählen, wie sie sich
mit dem Terrain der Hochalpen und seinen Gefahren in den
verschiedensten Situationen abgefunden haben. Indem der
Leser den fesselnden Berichten der Alpenforscher und Hoch¬
tonristen mit Spannung folgt, dringt er zugleich in die Ge¬
heimnisse der Alpennatur und ihrer verschiedenen Gefahren
ein; er lernt Werth auf geeignete Ausrüstung legen und er¬
fährt, wie Geistesgegenwart oft ein Unglück verhütete, oder
wie manchesmal ein kleines Versehen zu erschütternden Kata¬
strophen führte. Die Illustrationen des Werkes wurden von
dem Maler Herrn A. Jirasek in einer den Intentionen der
Verfasser entsprechenden Weise ausgeführt; das 264 Seiten
Gr.-Octav fassende Buch ist auf das Gediegenste ausgestattet,
die zahlreichen Illustrationen dienen nicht allein zur Ver¬
anschaulichung der betriebenen Situationen, sondern bilden
auch einen Schmuck des Werkes selbst.
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