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Das Gebiet von Aussee (1911)
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Her Grundlsee. 97

Handel im Ausseer Gebiete. Nach Angaben des Altausseer Fisch-
meisters Hans Gaißberger, die er, über den Leumund und die Ver¬
hältnisse der Hollweger befragt, dem Hallamte machte, als dieses
mit der genannten Firma in Perhandlungen trat, und die er auf
bestimmte Erinnerungen und Erzählungen seines Vaters und Groß-
vaters stützte, waren die Hollweger seit 1629 ins Ausseer Ländchen
als Spitzenhändler gekommen und hatten als Rückware gebratene
und geselchte Saiblinge in bescheidener Menge „in Zögern" mit¬
genommen: später kauften sie auch lebende Fische und brachten sie
von Unterach die Ager hinab nach Wien. Dieser Handel erweiterte
sich stetig, so daß sie später eine angesehene Firma bildeten, der
um 1730 Martin Hollweger und nach dessen Tode Franz Holl¬
weger vorstand. Elfterer kam, wie schon gemeldet, mit dem Hallamt
in Konflikt, das ihn mehrfacher Mißbräuche beim Fischeinkauf, Ver¬
leitung von Bediensteten zum Unterschleif u. dgl. beschuldigte; daraus
ersieht man, daß die Hollweger schon damals im Ausseer Fischhandel
eine große Rolle spielten,- um 1750 bildete Franz Hollweger mit
seinen drei Söhnen eine Handelsgesellschaft, die sich „Unteracher
Fischhandelskompagnie" nannte.

Als nun im Jahre 1752 das Ausfeer Hallamt vor der schwierigen
Aufgabe stand, die Fischverwertung trotz der vorhandenen Konkurrenz
fürs Ärar vorteilhaft zu gestalten und den regelmäßigen Absatz auf
dem Wiener Markte zn organisieren, meldete sich der unternehmungs¬
lustige Franz Hollweger und erbot sich, den größten Teil der Ausseer
Fischbeute alljährlich dem Ärar abzukaufen und so den ganzen Fisch -
Handel von Aussee nach Wien in seinen Händen zu vereinigen. Das
Anerbieten war für das Ärar verlockend, wurde deshalb sofort in
ernste Erwägung gezogen. Auch der Fischhändler hatte an dem
Zustandekommen des Projektes wesentliches Interesse; der Wett¬
bewerb zwischen ihm und dem Ärar war sicherlich beiden Teilen
unbequem; war der Händler auch vielleicht im stände, dem Hallamte
dabei in kommerzieller Hinsicht den Rang abzulaufen, fo konnte ihm
dieses doch wieder vermöge seiner obrigkeitlichen Gewalt manchen
schlimmen Streich spielen, wie er ja in jüngster Zeit gelegentlich des
Abfuhrverbotes erfahren hatte.

Der Abschluß eines diesbezüglichen Vertrages erforderte aller¬
dings noch einige Zeit. In Wien war gerade damals eine ziemlich
hohe Mautgebühr für Saiblinge (6 kr. pro Stück) festgesetzt worden

W 2 llnei. «Nelchlchte de« Flschereiwesen« ln bei Zteielmarl, 7